C. G. Große · Doberlug-Kirchhain

C. G. Große, Schloßplatz 1,
03253 Doberlug-Kirchhain, Tel: 035322/3 42 65
Ich möchte ein Tafelbild, bestehend aus ca. fünf Bildtafeln einer Größe von jeweils 2m Breite x 40 cm Höhe (oder 10 Bilder 1m x 40 cm) mit Acrylfarben auf Holzplatten oder Leinwand malen. Die Tafelbilder sollen in einem Bahnhof während 10 Tagen gefertigt und entlang einer Wandfläche täglich so angebracht werden, daß man sie bequem auch vom Zug aus sehen bzw. lesen kann.
Ich möchte das Thema Reisen sowohl bildnerisch als auch literarisch aufgreifen. So möchte ich Zitate (von Sprichwörtern und Poesie) zum Thema Reise und Begegnung benutzen. Ich möchte auch unbedingt die Quellenangabe einfließen lassen, da man u. U. die Redensarten kennt, meist aber nicht weiß, woher sie stammen. Ich dachte u. a. an folgende Zitate:

"Nichts ist dauernd als der Wechsel"
"Das Reisen kost` Geld, doch sieht man die Welt" – Deutsches Sprichwort
"Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen..."(Matthias Claudius)
"Wer nicht warten kann, muß laufen" – Deutsches Sprichwort)
"Wenn arbeiten so leicht wär`, so tät´s der Bürgermeister selbst" – Deutsches Sprichwort
"Umgang mit Leuten macht klug" – Deutsches Sprichwort
"Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt." (J. v. Eichendorff)
"Was macht die Kunst?" (Lessing: Emilia Galotti)

Bildnerisch werden die Malereien – wie meine sonstigen Arbeiten – angesiedelt sein zwischen abstrakter Form und figurativen Elementen.
Biografie

1964 geboren in Finsterwalde
1981-84 Abendstudium Malerei/Grafik in Cottbus
1983 Abitur
1983-84 Forstfacharbeiterin
1984-88 Studium für Malerei/Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden
1988 Geburt des Sohnes Franz
1991 Diplom
1991-93 Meisterschülerin an der HfBK Dresden bei Prof. G. Horlbeck
1993 –94 Philip-Morris Kunstförderung
1994-95 DAAD-Stipendium, Postgraduales Studium am Royal Collage of Art, London bei Prof. Tim Mara, Abteilung Druckgrafik
1995 seit September freischaffend
1995-96 Beschäftigung mit Computergrafik
1997 Artist in Residence, Herbert Art Gallery, Coventry, Vorträge an der University of Art & Design über das 1995 entwickelte Farbreliefdruckverfahren
1998 Malerei auf Kramik-Fließen und Sanität in Meißen, Gefäße in Cottbus und Crinitz
lebt und arbeitet in Doberlug
1999 Internationales Windradsymposium, Sächsische Schweiz
Spruchbilder

Welche Grenzfahrt es werden sollte, war mir nicht von vornherein klar.
Mein Vorhaben, Redensarten und Sprichwörter sowie Bilder zum Thema Reisen im Bahnhof Zwickau zu präsentieren, schien mir sehr Bundesbahn-freundlich.
Ich arbeitete, wie im Atelier, völlig frei; teils figürlich, teils abstrakt oder mit organischen Formzitaten. Dazu kompinierte ich die Sprichworte. Da ich seit meinem Grundlagenstudium regelmäßig Aktzeichnen betreibe, benutze ich sozusagen täglich nackte Figuren. Das ist meiner Meinung nach völlig natürlich. Nicht so die Meinung der Bundesbahn. Da liegen zwar im Bahnhofskiosk stapelweise Pornohefte, aber meine sehr stilisierten schwarz/weiß-Grafiken wurden vom Bahnhofsmanagment Zwickau als zu anstößig empfunden und entfernt.
Ich war keineswegs erbost darüber, sondern gerührt von der Reaktion.
Dagegen ist es doch regelrecht langweilig in etablierten Galerien auszustellen, wo die abgenutzte Kunstgemeinde gleichgültig die Dinge über sich ergießen läßt.
Hier also – im Bahnhof Zwickau – kann man noch mit der bloßen Nacktheit in Schwarz/Weiß wahre Entrüstung hervorrufen. Wie schön!
Je länger dieses Projekt fortschritt, um so gewagtere Sprichwörter wählte ich aus (weil das Thema Grenzfahrt inzwischen zur Verpflichtung gewachsen war). Das ging bis zu vulgären oder allgemein-philosophischen Sprüchen. Bis heue weiß ich nicht, wer den Spruch "Zum Reisen braucht man Schuhe, zum Scheißen braucht man Ruhe" über der Bahnhofs-Pachttoilette entfernt hat.
So war meine Spruchbildaktion letztlich ein psychologisch sehr interessantes Spiel mit der Beamten –"Obrigkeit", welches beide Seiten nicht nur gehaßt haben.