Tina Flau · Dresden

Tina Flau, Pillnitzer Straße 34
01069 Dresden
Tel: 0170/3 05 05 82
Wartehäuschen

Mit diesem Projekt möchte ich den Zustand des Wartens thematisieren. Nicht viele Momente sind so verwirrend und vielschichtig wie das Warten auf Etwas. Wir befinden uns in einem Zwischenzustand und haben auf einmal unendlich viel Zeit. Wir sind losgelöst und die Unvorhersehbarkeit schafft eine latente Anspannung. Reisen wir in ein fremdes, unbekanntes Land, bietet uns die Wartezeit Möglichkeit für allerlei Spekulationen, auch Unsicherheiten und Ängste.
In jedem Fall müssen wir wach sein, die Lage im Blick behalten, es kann alles auf einmal oder auch gar nichts passieren. In solch einer Situation bietet ein Wartehäuschen einen Ort des Ausruhens (zwischen den – sicheren – Welten). Es bietet Schutz vor unangenehmen Umwelteinflüssen wie Kälte, Regen oder Sonnenhitze. Eine flüchtige Intimität teilen wir kurz mit den Mitwartenden. Dieser Ort bietet Raum für Geschichten: woher wir kommen, wohin wir gehen, was unsere Motivation ist, welches Ziel wir haben usw. Diese Zustände möchte ich durch meine Gestaltung hervorheben und sichtbar sowie erfahrbar machen. Verschiedene Aspekte des Wartens werden mittels Texten, Zeichnungen, Fotos, Objekten oder Spielen vermittelt. Jedes Wartehäuschen thematisiert einen anderen Aspekt des Wartens.
Biografie

1962 geboren in Scharnebeck/Kreis Lüneburg
1969-81 Schulbesuch
1981-88 Landwirtschafdtliche Lehre im ökologischen Landbau, Mitarbeit in der landwirtschaftlichen Forschung, Studium der Agrarwirtschaft
1988-91 Studium Malerei/Grafik, Kunsthochschule Alfter bei Bonn, Abschluß: hochschuleigenes Diplom
ab 1989 Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen
1991-92 Studienreise nach Spanien, 5 Monate künstlerische Arbeit im Atelier bei Malaga
1992-93 Studienaufenthalt in Berlin, Gasthörerschaft an der Hochschule der Künste Berlin, Freie Mitarbeit in Grafikagentur
1993 Umzug nach Dresden, Dozentin in der Erwachsenenbildung (Malerei/grafik)
1994-99 Studium Malerei/Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Abschluß: Diplom
ab Oktober 99 Meisterschülerin und Tutorin bei Prof. Grossarth, Hochschule für Bildende Künste Dresden
November 99 Preisträgerin des Hegenbarth-Stipendiums der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Dresden
Thema:

Mit diesem Projekt möchte ich den Zustand des "Wartens" thematisieren. Nicht viele Momente sind so verwirrend und vielschichtig wie das Warten auf Etwas. Wir befinden uns in einem Zwischenzustand und haben auf einmal unendlich viel Zeit. Wir sind losgelöst und die Unvorhersehbarkeit schafft eine latente Anspannung. Reisen wir in ein fremdes, unbekanntes Land, bietet uns die Wartezeit Möglichkeit für allerlei Spekulationen, auch Unsicherheiten und Ängste.
In jedem Fall müssen wir wach sein, die Lage im Blick behalten, es kann alles auf einmal oder auch gar nichts passieren.
In solch einer Situation bietet ein Wartehäuschen ein Ort des Ausruhens (zwischen den – sicheren – Welten). Es bietet Schutz vor unangenehmen Umwelteinflüssen wie Kälte, Regen und Sonnenhitze.
Eine flüchtige Intimität teilen wir kurz mit den Mitwartenden.
Dieser Ort bietet Raum für Geschichten: woher wir kommen, wohin wir gehen, was unsere Motivation ist, welches Ziel wir haben usw.
Diese Zustände möchte ich durch meine Gestaltung hervorheben, sichtbar, sowie erfahrbar machen.
Mein erster Weg ging über die Grenze nach Potucky. Dort installierte ich gemeinsam mit den tschechischen Bahnangestellten im familiär eingerichteten Warteraum zwei Arbeiten: Ein speziell für diesen Ort gefertigtes Memory mit eigenen Fotos der Region sowie Reisesituationen. Rückseitig war dies mit Spiegelfolie beklebt und reflektierte gut die Umgebung, auch die blau-weiß karierte Tischdecke, auf der es ausgelegt war. In den Fahrplanrollen durften Fotos direkt zwischen den Fahrplänen hängen und diesen die bildliche Realität des Reisens hinzufügen.

Zum Bahnhofsfest in Johanngeorgenstadt entstand das erste "Wartehäuschen" mit quadratischem Grundriß und großem Rüssel aus weißem Vlies auf dem letzten nicht gepflastertem "freien" Bereich. Zu dem gewähltem Thema "Altes und neues Nomadentum" waren Fotokopien, auch im DB Fahrplanaushang, präsentiert. Comics, Nomadenbauten und Hippiehütten waren zu sehen. Mit einem Text thematisierte ich die Bedingungen der heutigen Nomaden des mobilen Zeitalters. Wie in allen Häuschen war eine Sitzgelegenheit, sowie ein Gästebuch installiert.
Das zweite und größte "Wartehäuschen" wurde auf der Bahnsteigrampe in Hartenstein mit dem Grundriß einer Acht realisiert. Hier wurden Texte und Bilder zum Thema "Warten und Reisen" ausgehängt. Zu einem kleinen Einweihungsabend war das "Mobile Gastmahl" aktiv und "Ungeschickte Reisende" kamen zu Wort.

Als vierte Aktion wurden vier "Reisefahnen" aus Vlies zum Thema "Reisen und Warten" an einer Lampe auf dem Bahnsteig in Aue gehißt.

Zum Abschluß fertigte ich zwei "mobile Wartehäuschen", die stunden- bzw. tageweise auf Bahnsteige gestellt wurden. Eines war aus transparenter Noppenfolie, das andere aus weißem Vlies. In Erla wurden die beiden Häuschen, Grundriß dreieckig und rechteckig, über rosafarbene, alte Bänke gestellt und mit Signets zum Thema "Warten und Reisen" ausgestaltet.

Zum Abschlußfest holte ich alle "Wartehäuschen" nach Hartenstein und stellte sie dort auf dem Bahnhofsvorplatz auf.